Ausgangslage
Gambia ist der kleinste Flächenstaat Afrikas und eines der ärmsten Länder der Welt. In Gambia besteht Schulpflicht bis zur 6. Klasse. Trotz der Schulpflicht sind ca. 50% der Gambier*innen Analphabeten (Weltbank, 2015). Da die Geburtenrate bei ca. 5 Kindern pro Frau liegt (Weltbank, 2019), steigt die Zahl der Schulkinder stetig. In den für das Projekt ausgewählten Schulen werden u.a. im Sinne von frühkindlicher Entwicklung gezielt Kinder gefördert,
- deren Eltern das Schulgeld nicht aufbringen können,
- deren Eltern die Schuluniform nicht bezahlen können,
- die ihre Eltern verloren haben und in den umliegenden Waisenhäusern leben.
In einer Schule in Brufut, einer weiteren in Pirang und zwei Schulen in Kunkujang Keitaya gibt es bisher keine Versorgung mit Trinkwasser. Das benötigte Trinkwasser, um den Unterricht unter tropisch-warmen Bedingungen durchführen zu können, wird entweder von den Schülern von zuhause mitgebracht oder teuer von den Schulen gekauft, wodurch sich deren ohnehin eingeschränkter, finanzieller Spielraum weiter verkleinert. Außerdem führt der Mangel an Trinkwasser auch dazu, dass einfachste hygienische Standards, wie regelmäßiges Händewaschen, nicht gewährleistet werden können.
Aufgrund der großen Armut im Land gibt es nicht nur dringenden Verbesserungsbedarf bei der Versorgung und Ausstattung von Schulen, sondern auch in Bezug auf die medizinische Versorgung. Die vorhandene Solarstromanlage der Krankenstation in Wellingara befindet sich in einem nicht reparierbaren Zustand. Um auch nach Einbruch der Dunkelheit wieder elektrisches Licht für die medizinische Versorgung, wie etwa für Entbindungen während der Nacht, bereitstellen zu können, muss dringend eine neue Anlage installiert werden.
Darüber hinaus gibt es in dieser und in weiteren Krankenstationen auch immer wieder defekte medizinische Geräte, die aufgrund von fehlenden finanziellen Mitteln und/oder Fachpersonal nicht repariert werden können.
Entwicklungsziele
Zugang zu Trinkwasser, Gesundheit, Bildung
Projektwirkung
Solarstrom-betriebene Wasserversorgung für 4 Schulen
Da die Pumpen der Brunnen mit erneuerbarer Energie betrieben werden, erhalten die Schüler*innen und Lehrer*innen auf umweltfreundliche Weise Zugang zu frischem und sauberem Trinkwasser.
Damit kann zum einen die Ausbreitung von Magen- und Darmkrankheiten durch das Trinken von mitgebrachtem oder gekauftem und z.T. verunreinigtem Wasser verhindert werden. Zum anderen lassen sich durch die verbesserten hygienischen Bedingungen, z.B. auf den Toiletten, auch eine Vielzahl weiterer Infektionskrankheiten vermeiden. Und letztlich trägt die nun vorhandene Möglichkeit zum regelmäßigen Händewaschen auch zur Eindämmung des Corona-Virus bei.
Neben der Solarstrom-betriebenen Wasserversorgung in den 4 Schulen konnten für eine weitere Schule, dank zusätzlicher Spenden im Rahmen eines Nebenprojektes, auch neue Schulmöbel beschafft werden, was zu einer deutlichen Verbesserung der Lehr- und Lernbedingungen beiträgt.
Wiederherstellung der Stromversorgung einer Krankenstation
Im Zuge der Wiederherstellung der Solarstromversorgung, welche darüber hinaus durch einen Batteriespeicher ergänzt wurde, steht in der Krankenstation in Wellingara nun auch nach Einbruch der Dunkelheit wieder Strom zur Verfügung. Dadurch konnte insbesondere die medizinische Versorgung in der Nacht verbessert werden, da weniger helle und für die Atemwege schädliche Gaslampen durch elektrisches Licht ersetzt werden konnten.
Außerdem wurden weitere Krankenstationen in Gambia besucht, um kleinere Reparaturen an Elektroanlagen vorzunehmen und den Einsatz von Solarstrom für mögliche Folgeprojekte zu evaluieren.
Projektverantwortung und Partner
Gesamtorganisation: Elektriker ohne Grenzen e.V.
Planung und Umsetzung:
- Elektriker ohne Grenzen e.V.
- WATER POINT, Gambia, lokale Fachfirma für Brunnenbauarbeiten
- Trisp Africa Ltd, Gambia, lokaler Fachfirma für Solaranlagen
- Gambia School Support, Großbritannien, Spenden-basierte Nichtregierungsorganisation (NGO)
- The African Oyster Trust, Großbritannien, Spenden-basierte Nichtregierungsorganisation (NGO)
Finanzierung: Elektriker ohne Grenzen e.V. sowie eine Vielzahl von Spender*innen und Unterstützern
Maßnahmen
In der First Step Nursery School, der Pirang Nursery School (erste Projektphase) und der Kunkujang Keitaya Lower Basic School sowie einer zweiten Schule in Kunkujang Keitaya (zweite Projektphase) wurde jeweils ein ca. 20 m tiefer Brunnen gebohrt und ein Solarstrom-betriebenes Wasserversorgungssystem mit je 3 Entnahmestellen für Trinkwasser, Küche und Toiletten installiert. Die Systeme bestehen jeweils aus einer elektrischen Pumpe, die von einem Solarmodul mit Strom versorgt wird. Damit jederzeit ausreichend Trink- und Brauchwasser zur Verfügung steht, wurde für jede Schule ein ca. 6 m hoher Wasserspeicher aufgestellt, der bei Sonnenschein mittels einer Schwimmerschaltung automatisch mit frischem Wasser nachgefüllt wird.
In der ersten Projektphase erfolgte neben der Installation der Solarstrom-betrieben Wasserversorgung in den ersten beiden Schulen auch eine Inspektion der Krankenstation in Wellingara, um den aktuellen Zustand der Solarstromanlage sowie den Reparaturbedarf an der vorhandenen Elektroninstallation und diversen elektrischen Geräten einzuschätzen.
In der zweiten Projektphase wurde neben der Installation einer weiteren, mit Solarstrom-betriebenen Wasserversorgung, die von zwei benachbarten Schulen gleichzeitig genutzt werden kann, auch eine neue Inselstromanlage für die Krankenstation in Wellingara installiert. Letztere besteht aus 10 Solarstrommodulen (3,4 kWp), 8 Batteriespeichern (150 Ah) und einem Wechselrichter.
Darüber hinaus wurden sowohl in der ersten als auch in der zweiten Projektphase weitere Schulen und Krankenstationen besucht, um mögliche Folgeprojekte in Gambia identifizieren zu können.
Elektrischer Strom macht‘s möglich
- Zugang zu sauberem Trinkwasser für 4 Schulen
- erleichtert die Lehr- und Lernbedingungen unter tropisch-warmen Bedingungen
- verbessert die hygienischen Bedingungen für Schüler*innen und Lehrer*innen, sodass die Verbreitung von Krankheiten, wie Magen- und Darminfektionen oder COVID-19, deutlich reduziert werden kann
- erleichtert die Lebensbedingungen, da das tägliche Tragen von Wassercontainern entfällt
- stabilisiert die Finanzierung, da statt wie zuvor zusätzlicher Ausgaben für Wasser nun sogar Einnahmen durch die kostengünstige Abgabe des Überschusswassers an Nachbarn erzielt werden können
- Verbesserte medizinische Versorgung in einer Krankenstation
- Ersatz von gefährlichen und gesundheitsschädlichen Gaslampen durch elektrisches Licht
- unterbrechungsfreier Betrieb von wichtigen medizinischen Geräten zur Diagnose und Behandlung, sowie der sonstigen Krankenhausinfrastruktur
Unterstützte Personen
In den 4 Schulen in Brufut, Pirang und Kunkujang Keitaya:
- ca. 2.500 Schüler*innen und ca. 100 Lehrer*innen
In der Krankenstation in Wellingara, welche Anlaufstelle für ca. 50.000 Gambier*innen ist:
- ca. 100 ambulante Patient*innen pro Tag bzw. ca. 36.500 Patient*innen pro Jahr
- 10 Mitarbeiter*innen des Krankenhauspersonals, die vor Ort leben