Ausgangslage
Malawi gehört, wie viele afrikanische Länder, zu den ärmsten und wenigsten entwickelten der Welt. Das Pro-Kopf-Einkommen lag 2022 bei ca. 550 € pro Jahr (Statistisches Bundesamt). Mit derzeit ca. 21 Mio Einwohnern und einer stark wachsenden Bevölkerung (Geburtenrate von ca. 4 Kindern pro Frau) fehlt es vielerorts an Schulen und Lehrern. Insbesondere die geringe Bereitschaft von Lehrern aus den Städten auf die Dörfer zu ziehen, führt dort zu einer Unterversorgung an Bildung. Schulbildung sollte laut der Regierung allen ermöglicht werden, jedoch fehlt es an dafür notwendigen Geldern. Schulen befinden sich daher häufig in den Händen von privaten Organisationen oder der katholischen Kirche Daher sind Spendengelder für den Betrieb von Schulen unerlässlich. Gleichzeitig ist Schulbildung maßgeblich, um an wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklungsprozessen teilhaben zu können. Vor allem Mädchen müssen eine weiterführende Schule jedoch häufig abbrechen, da Unterbringungen fehlen oder eine Schwangerschaft den Besuch einer Schule verbietet. Die weiterführenden Schulen liegen nicht immer in erreichbarer Nähe und Familien fehlt es an finanziellen Mitteln, die Unterbringung der Mädchen bezahlen zu können.
Die GF Goeldner Foundation e.V. und Nazareth Foundation Malawi haben es sich zum Ziel gesetzt, die Lebensbedingungen in Malawi zu verbessern und insbesondere die Rechte von Mädchen zu stärken, u. a. durch Schulbauprojekte in Mganja. Mganja, ein Ort in ländlicher Umgebung, ist nicht an das öffentliche Stromnetz angeschlossen. Eine der Schulen im Ort ist die 2022 eröffnete Secondary School for Girls. Diese bietet Mädchen die Möglichkeit, auch bei Schwangerschaft die Schule zu besuchen. Auf dem Schulgelände befinden sich auch Lehrerhäuser (Staff houses) und die z.T. noch im Bau befindlichen Mädchenunterkünfte.
Die Schule selbst und die Häuser für Lehrer werden bereits mit Solaranergie versorgt (Inselbetrieb). Dieses Projekt wurde durch die Zusammenarbeit der GF Goeldner Foundation e.V. mit einer weiteren NGO, der eki-Foundation, realisiert. Die bereits bestehende Anlage stellt im Wesentlichen Strom für die Lehrerhäuser und Außenbeleuchtung der Schule bereit. Dies fördert zum einen, die Bereitschaft von Lehrpersonal aufs Land zu ziehen, und zum anderen, die Sicherheit vor Ort. Die Schule wird von der Tiyende Pamodzi Girls Secondary School Board of Governors betrieben und verwaltet. Dies bedeutet zum Beispiel, dass die Lehrer durch die Regierung gestellt und bezahlt werden. In Zukunft sollen bis zu 400 Mädchen in den Jahrgängen 9 bis 12 unterrichtet werden.
Damit auch Mädchen, die nicht in unmittelbarer Umgebung der Schule wohnen, die Schule besuchen können, sollen auf dem Schulgelände zwei Mädchenunterkünfte zur Verfügung gestellt werden. Eines der Gebäude ist bereits errichtet und wurde bezogen, für ein zweites Gebäude werden derzeit Spenden gesammelt. In jedem der beiden Unterkünfte können zukünftig bis zu 48 Schülerinnen wohnen. Die Unterkünfte können nicht an das Inselsystem der Schule angeschlossen werden, die Kapazität der bereits installierten Anlage reicht dazu nicht aus. Durch Kontakte von EoG-Mitgliedern zu den genannten Fundations wurde das EoG-Projekt ins Leben gerufen, mit dem Ziele, auch diese neuen Unterkünfte mit elektrischem Strom zu versorgen.
Entwicklungsziele
Bezugnehmend auf die 17 UN-Ziele für Nachhaltige Entwicklung, können für das EoG-Projekt insbesondere die folgenden Ziele hervorgehoben werden:
Durch die Bereitstellung von sauberer Energie sollen primär und unmittelbar Verbesserungen von Bildung, Gesundheit und Wohlergehen erreicht werden. Diese wiederum wirken positiv auf Verbesserungen der wirtschaftlichen Entwicklung zur Armutsbekämpfung. Da es sich um eine Schule für Mädchen und Frauen handelt, wird zudem die Gleichberechtigung der Geschlechter unterstützt. Durch die Nutzung von solarem Strom werden lokale Ressourcen zur Energiegewinnung geschont und das Bewusstsein für eine saubere Umwelt geschärft.
Projektwirkung
Durch die Installation der neuen Solaranlage inklusive Batteriespeichern wird die schon errichtete Mädchenunterkunft bereits mit Strom versorgt. Die Installation der Außenbeleuchtung trägt dazu bei, die Sicherheit der Mädchen erhöht wurde, u.a. dadurch, dass ungewünschte Besucher den Unterkünften fernbleiben. Ohne Außenbeleuchtung konnte dies trotz Nachtwächter nur in Teilen sichergestellt werden. Für einen sicheren Schulbesuch der untergebrachten Mädchen ist die nun vorhandene Beleuchtung ein wichtiger Bestandteil. Des Weiteren ermöglicht die Innenbeleuchtung soziale Aktivitäten und das Lernen nach Einbruch der Dunkelheit, was zuvor kaum möglich war. Es wurden Steckdosen im Batterie-Raum für Wartungsarbeiten installiert. Zusätzlich wurde ein Anschluss im Küchenbereich hinzugefügt, um das solare Kochen mit einer Herdplatte zu ermöglichen.
Die PV-Anlage wurde ausreichend groß dimensioniert und kann im Bedarfsfall weitere Verbraucher, die tagsüber Strom beanspruchen, versorgen. Eine erste elektrische Herdplatte ist vor Ort bereits verfügbar. Damit lässt sich schon jetzt Brennholz einsparen, wodurch Abholzung vermieden und umweltbewusstes Handeln gefördert wird.
Während der Installationsarbeiten vor Ort wurde zudem die bereits existierende Solaranlage überprüft und optimiert, sodass der Strom, der sonst häufig nicht ausreichte, um den Bedarf zu decken, jetzt wieder effizienter genutzt werden kann.
Darüber wurden Lehrer und Schülerinnen in das Projekt involviert und die Vermittlung von Wissen über die Nutzung von Solarstrom unterrichtet. In dem elektrisch wenig erschlossenem Land Malawi kann ein vollständig mit Strom versorgtes Schulgeländes, eine positive Wirkung nach außen erzeugen. Das lässt darauf hoffen, dass weitere Projekte dieser Art entstehen können.
Projektverantwortung und Partner
Gesamtorganisation: Elektriker ohne Grenzen e.V.
Planung und Umsetzung: Elektriker ohne Grenzen e.V.
Beauftragung lokaler Baufirmen zur Installation und Inbetriebnahme der Soalaranlage
Kontakte vor Ort: GF Goeldner Foundation e.V. und Nazareth Foundation Malawi
Finanzierung: Elektriker ohne Grenzen e.V. sowie eine Vielzahl von Spendern
Maßnahmen
Die neue, durch EOG geplante Insel-Anlage soll zukünftig beide Mädchenunterkünfte mit Strom versorgen. Dazu wurde auf dem Dach des bereits errichteten ersten Gebäudes eine PV-Anlage installiert, deren Kapazität ausreichend ist, um beide Mädchenunterkünfte mit Strom zu versorgen. Die Batteriekapazität wurde hingegen so dimensioniert, dass derzeit eine Unterkunft mit Strom in der Nacht zu versorgt werden kann. In einem potenziellen Folgeprojekt oder durch andere Organisationen vor Ort, kann durch Zukauf weiterer Batteriekapazitäten auch die Stromversorgung einer zweiten Mädchenunterkunft, die sich noch in der Funding Phase befindet, in das System integriert werden.
Die Leistung der PV-Anlage beträgt 6,56 kWp. Die Dachfläche ist nach Nordost (-155 Grad) ausgerichtet und hat einen Neigungswinkel von 20°. Zur Speicherung der Energie werden Batterien mit einer Gesamtkapazität von 10,74 kWh eingesetzt. Die Inverter und Batterien sind in einem separaten Raum im Gebäude der ersten Mädchenunterkunft aufgestellt. Nach Installation der PV- Anlage und Aufstellen der Batterien wurden die ersten Verbraucher, insbesondere Außenbeleuchtung und eine erste Herdplatte an das Inselstromsystem angeschlossen. Die Dimensionierung der Außenbeleuchtung, 4 Strahler á 50 W ohne Bewegungsmelder und 5 Strahler á 50 W mit Bewegungsmelder, wurde im Vorfeld durch Tests verschiedener Strahlertypen festgelegt. Auf diese Weise konnte eine kosteneffiziente Umsetzung der Anlage ermöglicht werden.
Bei der Inbetriebnahme der Anlage wurde eine technisch geschulte Person, die bereits die Solaranlage der Schule betreut, hinzugezogen. So wird gewährleistet, dass die Anlage auch nach Installation erfolgreich gewartet werden kann. Darüber hinaus ist ein 2-Jahres Wartungsvertrag mit der Baufirma abgeschlossen. Durch den Einsatz eines Victron Remote-Sytems können Komponenten der Anlage, unter anderem die Wechselrichter und Batterien, fern ausgelesen werden, was das Monitoring der und damit den sicheren Betrieb der Anlage ermöglicht. Die Kapazität der PV-Anlage tagsüber ist ausreichend groß, um weitere Abnehmer versorgen zu können. Die Option tagsüber anfallenden, überschüssigen Strom anderweitig zu nutzen, z.B. durch solares Kochen, wurde im Vorfeld mit der Schule vor Ort erörtert und durch die Bereitstellung der elektrischen Infrastruktur, einer Steckdose und Herdplatte, sichergestellt.
Letztlich wurden vor Ort auch mögliche Folgeprojekten geprüft. Es wurde der Stand der zweiten Mädchenunterkunft begutachtet und ein weiteres Unterkunftsprojekt, was sich nicht auf dem Schulgelände befindet, besichtigt.
Unterstützte Personen
Direkt werden jährlich 48 Mädchen unterstützt, die in der ersten Mädchenunterkunft untergebracht sind. Innerhalb der ersten 10 Jahre des Anlagenbetriebs wird hierdurch ca. 120 Schülerinnen in den Unterkünften der Zugang zu elektrischem Strom ermöglicht. Im Fall der Erweiterung um ein zweites Hostel, dessen Batteriesystem an die errichtete PV-Anlage angeschlossen werden kann, können weitere 48 auswärtige Mädchen jährlich die Schule besuchen. Aufgrund der Möglichkeit, weitere elektrische Geräte anzuschließen, können auch noch weitere Personen von der Solaranlage profitieren.
Elektrischer Strom macht‘s möglich
- Durch die Außenbeleuchtung der Mädchenunterkunft wird auswärtigen Schülerinnen eine sichere Unterkunft und Zugang zu weiterführender Schulbildung ermöglicht.
- Die elektrische Versorgung und Beleuchtung der Innenräume schafft bessere Lernbedingungen auch nach Sonnenuntergang.
- Die Stromversorgung ermöglicht das solare Kochen mit einer Herdplatte, die tagsüber mit Überschussstrom betrieben werden kann. Dadurch wird die soziale Interaktion während des gemeinsamen Kochens gefördert. Zudem werden weniger schädliche Stoffe freigesetzt und Ressourcen gespart, die sonst durch das Verbrennen von Holz oder sonstigen brennbarem Materialien, entstanden wären.
- Durch eine Schulung und Integration der Lehrer und Schülerinnen werden diese für die Nutzung von Solarstrom sensibilisiert.
- Eine zuverlässige Stromversorgung stellt in ländlichen Regionen Malawis eine Ausnahme dar und kann damit als Beispielprojekt zum Nachahmen für weitere Solarstromprojekte in der Region anregen.