Stephan Müller

2023, Kenia, Kimana – Agri-PV Anlage Christ the King School

2023, Kenia, Kimana – Agri-PV Anlage Christ the King School

Ausgangslage

Obwohl Kenia in den Ballungszentren wirtschaftlich ein leistungsstarkes Land ist, leben die Menschen in den ländlichen Regionen überwiegend von dem, was die Natur ihnen bietet. Die dort vorherrschenden Dürreperioden werden länger und die Regenperioden unzuverlässiger. Kenia ist, wie Ostafrika Allgemein, sehr stark von Getreideimporten abhängig. Durch den aktuellen Krieg in der Ukraine sind diese Getreidelieferungen unsicherer oder zumindest noch teurer geworden.

Da die Schulen in Kenia kostenpflichtig sind, ist insbesondere in ländlichen Regionen der Anteil der Analphabeten noch sehr hoch. Viele Einwohner können weder Englisch noch Kiswahili sprechen. In diesen Regionen werden oft nur eigenständige Sprachen, wie Maa, gesprochen. Diese Sprachbarriere führt unter anderem dazu, dass in vielen Gegenden noch die weibliche Genitalverstümmelung praktiziert wird, obwohl diese per Gesetz bereits verboten ist.

Auch der von Armut betroffenen Bevölkerungsgruppe der Massai ist bewusst, dass Bildung für eine nachhaltige Zukunft von großer Bedeutung ist. Dies führt zum Bespiel dazu, dass die sonst auf Tradition bedachten Massai ihr Leben als Nomaden in der Savanne zunehmend aufgeben und sesshaft werden. Durch diese Veränderung können sie ihren Kindern eine Schulbildung ermöglichen. Diese Veränderung und damit das Loslassen der Traditionen spielen bei jungen Massai Familien eine immer wichtigere Rolle, da das immer unberechenbarer werdende Klima der Region die Viehhaltung und damit die Lebensgrundlage der Menschen bedroht.

Die für das Projekt ausgewählte Schule „Christ the King” in der Stadt Kimana ist eine weiterführende Schule, vergleichbar mit einem Gymnasium in Deutschland. Die Schule ist auf Kinder aus schwierigen Familiensituationen ausgereicht, die in der Schule nicht nur lernen, sondern auch ein neues Zuhause finden. Die Schule bietet häufig Schutz für Mädchen, die unmittelbar vor einer Genitalverstümmelung fliehen oder gerettet werden. Viele Schüler sind auch Waisenkinder oder Kinder aus Familien, die zu arm sind, um die Schulgebühr an den staatlichen Schulen zu zahlen. Neben einem Zuhause bietet die Schule auch die Möglichkeit, auf der schuleigenen Sportanlage Sport zu treiben oder den christlichen Gottesdienst in der Kirche auf dem Schulgelände zu besuchen. So erleben die Kinder eine Gemeinschaft jenseits fehlender familiärer Strukturen.

Aktuell leben und lernen rund 300 Schüler an der „Christ the King School“. In den nächsten zehn Jahren möchte die Schule aber bis zu 800 bedürftigen Kindern Schutz und Bildung ermöglichen. Träger der Schule ist der Bischof der katholischen Diözese Ngong, nahe der Hauptstadt Nairobi. Darüber hinaus finanziert sich die Schule über geringe Studiengebühren, die allerdings oft ausbleiben, da die Schüler oder ihre Familien sie nicht aufbringen können. Hohe, laufende Kosten fallen unter anderem für die örtliche Strom- und Wasserversorgung an, die aber nur sehr unzuverlässig zur Verfügung stehen. Daher sind die Mittel der Schule sehr begrenzt und sie ist zusätzlich auf Spenden angewiesen.

Zudem fehlt es in dieser und anderen ländlichen Gegenden an einem Verständnis für eine ökologische und nachhaltige Land- und Energiewirtschaft, was angesichts der sich wandelnden Klimaverhältnisse zu noch mehr Armut führt. Die gemeinnützige Schule “Christ the King” möchte die Armut in der Region mit Bildung bekämpfen, ist jedoch selbst in ihren Ressourcen begrenzt. Dies spiegelt sich unter anderem auch am veralteten und zum Teil personengefährdenden Zustand der Elektroinstallation wider.

Entwicklungsziele

Durch die Installation einer Solarstromanlage mit Batteriespeicher sollen die regelmäßig auftretenden Stromausfälle weitestgehend vermieden werden, um die Lern- und Lebensbedingungen auf vielfältige Weise zu verbessern. Ein Netzanschluss bleibt aus Betriebsgründen weiter bestehen.

Da die Solarstromanlage als sogenannte Agri-PV konzipiert wird, kann gleichzeitig auch die Versorgung mit Brauchwasser für die landwirtschaftliche Nutzung des Schulgartens verbessert werden.

Durch die eingesparten Strom- und Wasserkosten bzw. durch den Verkauf von überschüssigem Strom in unmittelbarer Nachbarschaft, kann zudem die finanzielle Situation der Schule stabilisiert werden. Damit kann die Schule perspektivisch noch mehr bedürftigen Kindern den Zugang zu einer besseren Bildung und Entwicklung ermöglichen.

Projektwirkung

Durch das Projekt soll die Schule eine eigene Photovoltaik (PV) Anlage mit Batteriespeicher erhalten, um sowohl ausreichend, zuverlässig und genügend Strom für alle Klassen- und Internatsräume zur Verfügung zu stellen, damit diese mit Licht und Ventilation versorgt werden können. Darüber hinaus soll die PV-Anlage mittelfristig auch den Computer-, Werk- und Textilraum sowie die Küche versorgen.

Das Besondere an dieser PV-Anlage ist, dass die Solarmodule in aufgeständerten Rahmen als Freiflächenanlage montiert werden. Unter den Modulen soll der Schulgarten beschattet werden. Dieses Prinzip nennt sich Agri-PV-Anlage und wird auch in Deutschland vom Fraunhofer Institut ISE erforscht (siehe Agri-Photovoltaik – Fraunhofer ISE).

Der Aufbau der Agri-PV Anlage bringt mehrere Vorteile:

  • Gewinnung von Strom:
    Bei Sonnenschein erzeugt die Agri-PV-Anlage Strom, mit dem die elektrischen Verbraucher der Schule direkt versorgt werden können. Der überschüssige, erzeugte Strom wird in Batterien eingespeichert, z.B. für die Beleuchtung in der Nacht.
  • Gewinnung von Wasser:
    Das von den PV-Modulen aufgefangene Regenwasser wird über Regenrinnen in einem Wassertank gesammelt und zur Bewässerung des Schulgartens verwendet. Diese Bewässerung soll, um Ressourcen zu schonen, als eine Mikro-Bewässerungsanlage aufgebaut werden und tröpfchenweise die Pflanzen befeuchten.
  • Sonnenschutz von Pflanzen:
    Nutzpflanzen, die unterhalb der Anlage angepflanzt werden, können in der Mittagszeit vor unmittelbarer Sonneneinstrahlung geschützt werden. Der Schatten unter den Solarmodulen erzeugt ein besseres Mikroklima, da die verdunstende Feuchtigkeit nicht direkt in die Atmosphäre entweicht, sondern sich bei den Pflanzen sammelt.

Durch den Bau der Agri-PV-Anlage profitiert die Schule also gleich mehrfach. Neben dem Zugang zu selbst produziertem, regenerativem Strom, der die Lebens- und Lernbedingungen verbessert, sowie den zukünftig geringeren Ausgaben für Strom- und Wasser wird auch die Ernährung mit eigenen ertragreicheren und nachhaltig angebauten Lebensmitteln ermöglicht.

Eine weitere Besonderheit dieses Projekts ist die Wirkung vor Ort, die über die Schule hinaus geht. Aufgrund der Einzigartigkeit und des Pilotcharakters dieses Projektes zeigen die Massai bereits jetzt ein hohes Interesse an der Agri-PV Anlage. Für sie ist es eine einmalige Chance, mehr über die Nutzung von erneuerbaren Energien und einer nachhaltigen Landwirtschaft mit begrenzt vorhandenen Ressourcen zu lernen, um sich so besser auf die Veränderungen des Klimawandels einzustellen.

Projektverantwortung und Partner

Gesamtorganisation: Elektriker ohne Grenzen e.V., in Abstimmung mit dem Bischof von Ngong und der Schulverwaltung als Verantwortliche der “Christ the King” Schule.

Planung und Umsetzung: Elektriker ohne Grenzen e.V.

Zur Stärkung des lokalen Handwerks, Zusammenarbeit mit vor Ort beauftragten Handwerksunternehmen:

  • “Infinite Solar”, lizenzierte Elektriker für den Aufbau der PV-Komponenten und diverser Elektroinstallation
  • “Tumaini Welding”, Schweißer für die Herstellung und den Aufbau der PV-Aufständerung
  • “Pioneer Plumbers”, Klempner zur wasserseitigen Installation, insb. Aufbau des Wassertanks und der Mikro-Bewässerung
  • „Latia Agripreneurship Institute“ (LAI), Unterorganisation der University of Sheffield als Schulungspartner für die landwirtschaftliche Nutzung der Agri-PV-Anlage (siehe University Sheffield – harvesting-sun-twice). 

Finanzierung: Elektriker ohne Grenzen e.V., sowie eine Vielzahl von Spendern sowie Unterstützern.

Maßnahmen

Die Solaranlage mit 12,8 kWp wird auf einem Gestell in ca. 2 m Höhe montiert. Da Kimana fast auf dem Äquator liegt, wäre eine horizontale Ausrichtung der Solarmodule für eine optimale Stromausbeute perfekt. Für diese Anlage wird jedoch ein Neigungswinkel von ca. 15° gewählt, da hierdurch in der Regenzeit ein Selbstreinigungseffekt der Paneele erwirkt wird.

Zur Speicherung des tagsüber nicht benötigten Solarstroms wird außerdem ein Batteriespeicher mit einer Speicherkapazität von 15 kWh installiert, der anlagennah und in geschützter, unzugänglicher Weise aufgebaut wird. Dadurch dass mit dem Speicher erhebliche Netzbezüge eingespart werden können, ergeben sich auch finanzielle Einsparungen für die Schule.

Für die Wassergewinnung- und Speicherung während der Regenzeit wird ein Wassertank mit 10.000 l Speicherkapazität errichtet. Um das Wasser in den höhergelegenen Behälter zu pumpen zu können, wird eine Pumpe eingesetzt, die mit dem erzeugten Solarstrom betrieben werden kann. Für die Tröpfchenbewässerung der Anbauflächen unter der PV-Anlage außerhalb der Regenzeit wird eine Mikrobewässerung verbaut.

Es ist geplant, die dreifache Landnutzung der Agri-PV-Anlage, also die gleichzeitige Erzeugung von Strom, landwirtschaftliche Nutzung und Wassergewinnung, in den Lehrplan zu integrieren, um bei den Schülern ein Bewusstsein für nachhaltige Energie-, Land- und Wasserwirtschaft zu prägen. Dafür werden zwei Lehrkräfte von dem örtlichen Institut für nachhaltige Landwirtschaft Latia Agribusiness Solutions über einen Zeitraum von sechs Monaten geschult, was zwei vollen Ernteperioden in Kenia entspricht. Nach erfolgreichem Abschluss der Schulung können die Lehrkräfte ihr Wissen an die Schülerschaft der „Christ the King School“ weitergeben.

Darüber hinaus soll durch die elektrische Modernisierung aller Gebäude eine möglichst energieeffiziente Nutzung des selbst produzierten Stroms, sowie die bestmögliche Personensicherheit und Vorbeugung von möglichen Brandursachen gewährleistet werden.

Unterstützte Personen

  • Ca. 455 über die nächsten 10 Jahre. Aktuell zählt die „Christ the King School“ ca. 300 Schüler sowie ca. 20 Lehrkräfte, die von dem Projekt zeitnah profitieren werden. Die Anlage wird aber bereits so dimensioniert, dass sie nach der Erweiterung um ein weiteres Gebäude perspektivisch für bis zu 800 Schüler innerhalb der nächsten 10 Jahre einen Nutzen bringt.

Elektrischer Strom macht´s möglich

  • Eine zuverlässige Stromversorgung verbessert die Lern- und Lebensbedingungen unter anderem durch:
    • eine angemessene Beleuchtung und Ventilation der Schul-, Aufenthalts- und Schlafräume
    • höhere Qualität der Ausbildung durch den zuverlässigeren Einsatz von Computern, Fernsehern, Kopierern, Druckern und Internet
    • die Möglichkeit zur verlässlichen Lagerung von Lebensmitteln im Kühlschrank
    • den gesicherten Betrieb der Wasserpumpe für das Bewässerungssystem
  • Die geplante Anlage stabilisiert die Finanzierung der Schule, da Ausgaben von ca. 4100 € pro Jahr für den Strombezug aus dem Netz und für den Notstrom-Dieselgenerator eingespart werden können, was eine deutliche Entlastung für die Schule bedeutet. Zukünftig sind sogar zusätzliche Einnahmen durch die kostengünstige Abgabe des Überschussstroms an Nachbarn möglich.
  • Durch das kompakte Design der Anlage und die dreifache Nutzung wird den Schülern vermittelt, wie erneuerbare Energien eine Ressourcen-effiziente Landwirtschaft trotz der Herausforderungen des Klimawandels ermöglichen können.

Agri-PV Anlage in Kenia aufgebaut!

Agri-PV Anlage in Kenia aufgebaut!

Mit dem Projekt Agri-Photovoltaik in Kenia unterstützen wir eine Schule für ca. 300 meist sozial benachteiligte Schüler:innen. Eine Agri-PV zeichnet sich durch die gleichzeitige Nutzung von Flächen für die Landwirtschaft als auch für die PV-Stromproduktion aus. Damit haben wir einen neuen Pfad für die Elektriker:innen ohne Grenzen betreten. Und zwar haben wir die PV-Module nicht klassisch auf das Dach der Schule montiert sondern uns schon bei der Planung des Projektes dafür entschieden, die PV-Module über einem Gemüsebeet der Schule aufzustelzen. Dadurch entstand ein 62qm Schattenspender mit dem Ziel, die Feuchtigkeit länger im Boden zu halten. Zusätzlich können wir ca. 1.300 Liter Wasser pro Jahr auffangen und in einem Wassertank speichern.

Mit dem erzeugten Strom können wir die gesamte Schule betreiben. Zusätzlich haben wir in den Schulräumen Deckenlüfter installiert und die gesamte Elektroinstallation überarbeitet. Der im Tagesverlauf nicht gebrauchte Strom wird in einer Batterie zwischengespeichert, sodass wir in den Nachstunden die Beleuchtung sicherstellen können. 

Darüber hinaus haben Dirk, Lucie und Steffen weitere Projektideen mitgebracht.

elektrotechnik Messe Dortmund 2023

elektrotechnik Messe Dortmund 2023

Nach drei Jahren Corona Pause können wir endlich wieder auf einer Messe Präsenz zeigen. Auf der elektrotechnik in Dortmund werden wir vom 8.-10 Februar 2023 mit einem eigenen Stand vertreten sein. Die Schwerpunktthemen der Messe sind: Gebäudetechnik, Energietechnik und Industrietechnik. Aus unserer Sicht ist das der ideale Rahmen, um sich mit uns zu treffen. In einem persönlichen Gespräch könnt ihr euch über unsere Ziele und aktuellen Projekte informieren. Zugleich habt ihr die Möglichkeit euch einen Überblick über die neusten Entwicklungen bei 450 Aussteller aus 12 Ländern zu verschaffen.

Wir würden uns sehr freuen, mit euch ins Gespräch zu kommen.

200. Mitglied in unseren Reihen!

200. Mitglied in unseren Reihen!

Es ist mehr als erfreulich, dass sich unser Erfolg nicht nur an durchgeführten Projekten messen lässt. Wir bekommen immer mehr Zuspruch und positives Feedback zu unserer Arbeit. Das spiegelt sich auch in der stetig steigenden Anzahl an Mitgliedern wider. Im September 2022 durften wir unser 200. Mitglied in unseren Reihen begrüßen. Darüber haben wir uns sehr gefreut.

Jahresbericht 2021

Jahresbericht 2021

Mai 2022

Liebe Unterstützer der Elektriker ohne Grenzen,

2021 war im Rückblick wieder ein Jahr mit vielen Herausforderungen, auch für die Arbeit unseres Vereins. Dies liegt daran, dass die Umsetzung von Projekten in vielen Fällen einen Einsatz von zwei bis drei Wochen vor Ort erfordert, um gemeinsam mit der lokalen Bevölkerung vorbereitende Arbeiten durchzuführen, die Anlagen aufzubauen und in Betrieb zu nehmen. Aufgrund der sich dynamisch ändernden Pandemie-Lage in Deutschland und in unseren Einsatzländern müssen wir seit nunmehr zwei Jahren bei unseren Projekten neue Risikoabwägungen und zusätzliche Vorbereitungen treffen.

Dennoch konnten wir auch 2021 mit viel Energie, Engagement und erneuerbaren Energien wieder etwas für Menschen in Entwicklungsländern bewegen!

Nach umfangreichen Vorplanungen und der Regenzeit im Herbst waren unsere Projektleiter Fabian, Lukas und Peter im Rahmen von zwei Einsätzen dann erstmals in Gambia unterwegs. Gambia ist der kleinste Flächenstaat Afrikas und eines der ärmsten Länder der Welt.

In der ersten Projektphase im November 2021 wurden zwei Solarstrom-betriebene Brunnenprojekte an der First Step Nursery School in Brufut sowie an der Pirang Nursery School umgesetzt. Im Zuge der zweiten Projektphase im Dezember 2021 kam schließlich ein weiterer Solarstrom-betriebener Brunnen in Kunkujang Keitaya dazu, welcher von zwei benachbarten Schulen genutzt werden kann. Dabei wurde jeweils ein ca. 20 m tiefer Brunnen gebohrt und ein mit Solarstrom betriebenes Wasserversorgungssystem mit je drei Entnahmestellen für Trinkwasser, Küche und Toiletten installiert. Jedes der Systeme besteht aus einer elektrischen Pumpe, die von einem Solarstrommodul betrieben wird. Damit jederzeit ausreichend Trink- und Brauchwasser zur Verfügung steht, wurde für jede Schule ein ca. 6 m hoher Wasserspeicher aufgestellt, der bei Sonnenschein mittels einer Schwimmerschaltung automatisch mit Wasser nachgefüllt wird.

In den für das Projekt ausgewählten Vorschulen wird die frühkindliche Entwicklung von Kindern gefördert, deren Eltern das Schulgeld nicht aufbringen oder die Schuluniform nicht bezahlen können, oder die ihre Eltern verloren haben und in den umliegenden Waisenhäusern leben.

Da die Pumpen der drei Wasserversorgungssysteme mit erneuerbarer Energie betrieben werden, erhalten insgesamt ca. 2.500 Schüler und ca. 100 Lehrer nun auf umweltfreundliche Weise jederzeit Zugang zu frischem und sauberem Trinkwasser. Damit kann zum einen die Ausbreitung von Magen- und Darmkrankheiten durch das Trinken von mitgebrachtem oder gekauftem und zum Teil verunreinigtem Wasser verhindert werden. Zum anderen lassen sich durch die verbesserten hygienischen Bedingungen, zum Beispiel auf den Toiletten, auch eine Vielzahl weiterer Infektionskrankheiten vermeiden. Und letztlich trägt die nun vorhandene Möglichkeit des regelmäßigen Händewaschens auch zur Eindämmung des Corona-Virus bei. Nicht zuletzt erleichtern die neuen Trinkwasserquellen natürlich auch die Lehr- und Lernbedingungen im tropisch-warmen Gambia deutlich.

Darüber hinaus konnten für eine fünfte Schule dank zusätzlicher Spenden im Rahmen eines Nebenprojektes auch neue Schulmöbel beschafft werden, sodass die Lehr- und Lernbedingungen auch ohne Strom verbessert werden konnten.

Infolge der weiteren Vertiefung der Projektpartnerschaften und Netzwerke vor Ort ergab sich während der Planung der Brunnenprojekte ein dringender Handlungsbedarf bei einer Solarstromanlage einer Krankenstation in Wellingara, da diese nicht mehr funktionstüchtig und auch nicht reparierbar war. Die Wellingara Health Clinic ist Anlaufstelle für ca. 100 Patienten pro Tag, vor allem Mütter und ihre Kinder. Außerdem leben ca. 10 Mitarbeiter dauerhaft vor Ort.

Wir haben uns deshalb kurzfristig dazu entschlossen, die Solaranlage inklusive Batteriespeicher in der zweiten Projektphase im Dezember 2021 zu erneuern. Die Umsetzung erfolgte mittels einer neuen Inselstromanlage, welche aus zehn Solarstrommodulen à 3,4 kWp, einem Batteriespeicher und einem Wechselrichter besteht. Die Solarmodule sind auf einem Carport angebracht und dadurch für die – aufgrund der landestypischen Sandablagerungen – häufig notwendigen Reinigungsarbeiten gut zugänglich.

Nun gibt es auch nach Einbruch der Dunkelheit wieder zuverlässig elektrisches Licht für die medizinische Versorgung, etwa für Entbindungen. Damit kann auf gefährliche und gesundheitsschädliche Gaslampen verzichtet werden. Außerdem steht für medizinische Geräte zur Diagnose und Behandlung nun wieder unterbrechungsfrei elektrischer Strom zur Verfügung.

Da es auf den Bildern nicht immer ersichtlich ist möchten wir darauf hinweisen, dass alle Projekte im Einklang mit den geltenden COVID-19-Regelungen und -Schutzmaßnahmen in Gambia im November und Dezember 2021 umgesetzt worden sind. Bei Tagestemperaturen von über 30°C war das Tragen eines Mund-Nasenschutzes im Freien nicht erforderlich. Um die Ansteckung mit dem und die Ausbreitung des Corona-Virus zu vermeiden, haben unsere Freiwilligen PCR- und Selbsttests durchgeführt und in Innenräumen Masken getragen.

Herzlichen Dank, dass Sie durch Ihre Unterstützung die Projekte in Gambia möglich gemacht haben!

Was uns in 2021 als Verein darüber hinaus auch noch beschäftigt und gefreut hat:

  • Im März waren wir zu Gast bei „REDezeit“, dem Podcast für Visionäre, Vordenker und Abenteurer der Marke RED für das Elektrohandwerk – wer reinhören will, findet den Beitrag auf unserer Webseite unter dem Reiter „Blog“.
  • Im April haben wir den KSC TUT GUT.-Förderpreis des Karlsruher SC und der GEM Ingenieurgesellschaft als Hauptpartner erhalten.
  • Im Rahmen der „Aktion Schneebergerhof“ haben Fabian, Frank, Jannik und Ole im Frühjahr in Rheinland-Pfalz den Rückbau einer großen, älteren Solaranlage geplant und diese dann im Sommer auch vor Ort abgebaut. Die Anlage wurde in Kisten verpackt und vom Eigentümer anschließend gespendet und ist inzwischen in Bolivien angekommen, wo die Module an unterschiedlichen Orten noch einige Jahre im Einsatz sein werden.
  • Auch startsocial hat noch einmal nachgewirkt: Im Herbst hatten wir die Gelegenheit, als ehemalige „Sonderpreisträger der Bundeskanzlerin“ zum Abschied noch einige Worte an Angela Merkel zu übermitteln. Unser Beitrag wurde in der Broschüre „20 Jahre startsocial-Sonderpreisträger 2001-2021“ auch auf der Homepage der Initiative veröffentlicht.
  • Außerdem haben wir im Rahmen von Videokonferenzen den Erfahrungsaustausch mit unseren internationalen Schwesterorganisationen in Frankreich, der Schweiz, Italien, Spanien und Nordamerika fortgesetzt.
  • Auch gezielte Sachspenden sind für unsere Arbeit stets wertvoll. Im vergangenen Jahr haben wir zum Beispiel ein Anlagen-Prüf-/Messgerät und Elektrowerkzeuge erhalten.
  • Darüber hinaus gab es anlassbezogene Spendeninitiativen von Privatpersonen, für welche wir uns ebenfalls ganz herzlich bedanken.
  • Vorträge bzw. Präsentationen über die Arbeit unseres Vereins haben sich ins Virtuelle verlagert. Wir durften z.B. im Dezember bei der Vertriebstagung von Legrand Deutschland und Österreich zu Gast sein; Legrand hat dies zudem zum Anlass für eine Spende genommen.
  • Und wir wachsen als Verein weiter. Zum Jahresende haben wir 181 Mitglieder gezählt, 34 mehr als im Vorjahr.

Wir würden uns freuen, wenn Sie uns auch in diesem Jahr wieder verbunden bleiben. Die nächsten Projektideen sind bereits in Prüfung und unsere Freiwilligen sind hochmotiviert, wieder neue Projekte umzusetzen, sobald und sofern es die lokalen Gegebenheiten und Rahmenbedingungen sowie die internationalen Reiseregelungen zulassen.

Herzliche Grüße im Namen des gesamten Teams der Elektriker ohne Grenzen,

Sylvain Volpp
1. Vorsitzender des Vereins

2021, Gambia, Brufut, Pirang, Kunkujang Keitaya, Wellingara – Wellingara 1

2021, Gambia, Brufut, Pirang, Kunkujang Keitaya, Wellingara – Wellingara 1
Ausgangslage

Gambia ist der kleinste Flächenstaat Afrikas und eines der ärmsten Länder der Welt. In Gambia besteht Schulpflicht bis zur 6. Klasse. Trotz der Schulpflicht sind ca. 50% der Gambier*innen Analphabeten (Weltbank, 2015). Da die Geburtenrate bei ca. 5 Kindern pro Frau liegt (Weltbank, 2019), steigt die Zahl der Schulkinder stetig. In den für das Projekt ausgewählten Schulen werden u.a. im Sinne von frühkindlicher Entwicklung gezielt Kinder gefördert,

  • deren Eltern das Schulgeld nicht aufbringen können,
  • deren Eltern die Schuluniform nicht bezahlen können,
  • die ihre Eltern verloren haben und in den umliegenden Waisenhäusern leben.

In einer Schule in Brufut, einer weiteren in Pirang und zwei Schulen in Kunkujang Keitaya gibt es bisher keine Versorgung mit Trinkwasser. Das benötigte Trinkwasser, um den Unterricht unter tropisch-warmen Bedingungen durchführen zu können, wird entweder von den Schülern von zuhause mitgebracht oder teuer von den Schulen gekauft, wodurch sich deren ohnehin eingeschränkter, finanzieller Spielraum weiter verkleinert. Außerdem führt der Mangel an Trinkwasser auch dazu, dass einfachste hygienische Standards, wie regelmäßiges Händewaschen, nicht gewährleistet werden können.

Aufgrund der großen Armut im Land gibt es nicht nur dringenden Verbesserungsbedarf bei der Versorgung und Ausstattung von Schulen, sondern auch in Bezug auf die medizinische Versorgung. Die vorhandene Solarstromanlage der Krankenstation in Wellingara befindet sich in einem nicht reparierbaren Zustand. Um auch nach Einbruch der Dunkelheit wieder elektrisches Licht für die medizinische Versorgung, wie etwa für Entbindungen während der Nacht, bereitstellen zu können, muss dringend eine neue Anlage installiert werden.

Darüber hinaus gibt es in dieser und in weiteren Krankenstationen auch immer wieder defekte medizinische Geräte, die aufgrund von fehlenden finanziellen Mitteln und/oder Fachpersonal nicht repariert werden können.

Entwicklungsziele

Zugang zu Trinkwasser, Gesundheit, Bildung

Projektwirkung
Solarstrom-betriebene Wasserversorgung für 4 Schulen

Da die Pumpen der Brunnen mit erneuerbarer Energie betrieben werden, erhalten die Schüler*innen und Lehrer*innen auf umweltfreundliche Weise Zugang zu frischem und sauberem Trinkwasser.

Damit kann zum einen die Ausbreitung von Magen- und Darmkrankheiten durch das Trinken von mitgebrachtem oder gekauftem und z.T. verunreinigtem Wasser verhindert werden. Zum anderen lassen sich durch die verbesserten hygienischen Bedingungen, z.B. auf den Toiletten, auch eine Vielzahl weiterer Infektionskrankheiten vermeiden. Und letztlich trägt die nun vorhandene Möglichkeit zum regelmäßigen Händewaschen auch zur Eindämmung des Corona-Virus bei.

Neben der Solarstrom-betriebenen Wasserversorgung in den 4 Schulen konnten für eine weitere Schule, dank zusätzlicher Spenden im Rahmen eines Nebenprojektes, auch neue Schulmöbel beschafft werden, was zu einer deutlichen Verbesserung der Lehr- und Lernbedingungen beiträgt.

Wiederherstellung der Stromversorgung einer Krankenstation

Im Zuge der Wiederherstellung der Solarstromversorgung, welche darüber hinaus durch einen Batteriespeicher ergänzt wurde, steht in der Krankenstation in Wellingara nun auch nach Einbruch der Dunkelheit wieder Strom zur Verfügung. Dadurch konnte insbesondere die medizinische Versorgung in der Nacht verbessert werden, da weniger helle und für die Atemwege schädliche Gaslampen durch elektrisches Licht ersetzt werden konnten.

Außerdem wurden weitere Krankenstationen in Gambia besucht, um kleinere Reparaturen an Elektroanlagen vorzunehmen und den Einsatz von Solarstrom für mögliche Folgeprojekte zu evaluieren.

Projektverantwortung und Partner

Gesamtorganisation: Elektriker ohne Grenzen e.V.

Planung und Umsetzung:

  • Elektriker ohne Grenzen e.V.
  • WATER POINT, Gambia, lokale Fachfirma für Brunnenbauarbeiten
  • Trisp Africa Ltd, Gambia, lokaler Fachfirma für Solaranlagen
  • Gambia School Support, Großbritannien, Spenden-basierte Nichtregierungsorganisation (NGO)
  • The African Oyster Trust, Großbritannien, Spenden-basierte Nichtregierungsorganisation (NGO)

Finanzierung: Elektriker ohne Grenzen e.V.  sowie eine Vielzahl von Spender*innen und Unterstützern

Maßnahmen

In der First Step Nursery School, der Pirang Nursery School (erste Projektphase) und der Kunkujang Keitaya Lower Basic School sowie einer zweiten Schule in Kunkujang Keitaya (zweite Projektphase) wurde jeweils ein ca. 20 m tiefer Brunnen gebohrt und ein Solarstrom-betriebenes Wasserversorgungssystem mit je 3 Entnahmestellen für Trinkwasser, Küche und Toiletten installiert. Die Systeme bestehen jeweils aus einer elektrischen Pumpe, die von einem Solarmodul mit Strom versorgt wird. Damit jederzeit ausreichend Trink- und Brauchwasser zur Verfügung steht, wurde für jede Schule ein ca. 6 m hoher Wasserspeicher aufgestellt, der bei Sonnenschein mittels einer Schwimmerschaltung automatisch mit frischem Wasser nachgefüllt wird.

In der ersten Projektphase erfolgte neben der Installation der Solarstrom-betrieben Wasserversorgung in den ersten beiden Schulen auch eine Inspektion der Krankenstation in Wellingara, um den aktuellen Zustand der Solarstromanlage sowie den Reparaturbedarf an der vorhandenen Elektroninstallation und diversen elektrischen Geräten einzuschätzen.

In der zweiten Projektphase wurde neben der Installation einer weiteren, mit Solarstrom-betriebenen Wasserversorgung, die von zwei benachbarten Schulen gleichzeitig genutzt werden kann, auch eine neue Inselstromanlage für die Krankenstation in Wellingara installiert. Letztere besteht aus 10 Solarstrommodulen (3,4 kWp), 8 Batteriespeichern (150 Ah) und einem Wechselrichter.

Darüber hinaus wurden sowohl in der ersten als auch in der zweiten Projektphase weitere Schulen und Krankenstationen besucht, um mögliche Folgeprojekte in Gambia identifizieren zu können.

Elektrischer Strom macht‘s möglich
  • Zugang zu sauberem Trinkwasser für 4 Schulen
    • erleichtert die Lehr- und Lernbedingungen unter tropisch-warmen Bedingungen
    • verbessert die hygienischen Bedingungen für Schüler*innen und Lehrer*innen, sodass die Verbreitung von Krankheiten, wie Magen- und Darminfektionen oder COVID-19, deutlich reduziert werden kann
    • erleichtert die Lebensbedingungen, da das tägliche Tragen von Wassercontainern entfällt
    • stabilisiert die Finanzierung, da statt wie zuvor zusätzlicher Ausgaben für Wasser nun sogar Einnahmen durch die kostengünstige Abgabe des Überschusswassers an Nachbarn erzielt werden können
  • Verbesserte medizinische Versorgung in einer Krankenstation
    • Ersatz von gefährlichen und gesundheitsschädlichen Gaslampen durch elektrisches Licht
    • unterbrechungsfreier Betrieb von wichtigen medizinischen Geräten zur Diagnose und Behandlung, sowie der sonstigen Krankenhausinfrastruktur
Unterstützte Personen

In den 4 Schulen in Brufut, Pirang und Kunkujang Keitaya:

  • ca. 2.500 Schüler*innen und ca. 100 Lehrer*innen

In der Krankenstation in Wellingara, welche Anlaufstelle für ca. 50.000 Gambier*innen ist:

  • ca. 100 ambulante Patient*innen pro Tag bzw. ca. 36.500 Patient*innen pro Jahr
  • 10 Mitarbeiter*innen des Krankenhauspersonals, die vor Ort leben