Jahresrückblick 2020

Jahresrückblick 2020

Liebe Unterstützer der Elektriker ohne Grenzen,

2020 – was für ein verrücktes und turbulentes Jahr!

„Trotzdem“ lässt sich im Rückblick sagen: wir konnten mit viel Energie, Engagement und mit Erneuerbaren Energien wieder einmal einiges bewegen!

Bekhar ist ein kleines Dorf in der Region Saint-Louis im Senegal, mit weniger als 1.000 Einwohnern, von denen etwa 40% jünger als 15 Jahre sind. Der Alltag ist stark geprägt vom regionalen Salzabbau, die Arbeit ist körperlich sehr anstrengend. Insbesondere in dieser Region des Senegals sind der Klimawandel und seine Folgen bereits heute Alltag. Häufig auftretender, heftiger Starkregen einerseits und immer öfter auch die Austrocknung der Böden andererseits führen zu einer fortschreitenden Versandung und Versalzung der Böden. Zu den ohnehin schlechten Ausgangsbedingungen kommt hinzu, dass es den Frauen des Dorfes an Ausbildungsmöglichkeiten mangelt. Deshalb haben sie eine Frauen-Kooperative gegründet, die es ihnen ermöglicht, ihre wirtschaftliche und soziale Entwicklung selbstbestimmt zu verbessern. Darüber hinaus versuchen die Frauen des Dorfes im Rahmen ihrer Möglichkeiten, den Folgen des Klimawandels zu begegnen, z.B. indem sie Bäume pflanzen. Um dem Bedürfnis nach besserer (Aus-)Bildung gerecht zu werden und insbesondere den Frauen neue Chancen zu eröffnen, wurde in Bekhar 2018 ein Umwelt- und Ausbildungszentrum errichtet.

Durch die Installation einer Photovoltaikanlage mit Batteriespeicher sollte über ein Inselsystem eine gesicherte und damit unabhängige Stromversorgung für das Ausbildungszentrum der Frauen-Kooperative in Bekhar realisiert werden. Die bisherige Versorgung über das örtliche Stromnetz war einerseits unzuverlässig und andererseits teuer. Ein wesentlicher Vorteil der autarken Stromversorgung ist, dass Nähmaschinen, Computer und Küchengeräte im Rahmen der verschiedenen Ausbildungen nun unterbrechungsfrei zum Einsatz kommen können. Einsparungen bei den Stromkosten werden künftig in zusätzliche Ausbildungsmittel, Lehrkräfte und Ausbildungsplätze reinvestiert. Gleichzeitig kommt der Solaranlage eine wichtige Rolle zu wenn es darum geht, für das Thema Erneuerbare Energien zu sensibilisieren. Schließlich leisten diese ebenfalls einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels.

Die Umsetzung des Projekts wurde 2020 erstmals ausschließlich aus der Ferne, d.h. von Deutschland aus koordiniert. In enger Abstimmung mit den Projektleitern von Elektriker ohne Grenzen hat die Firma Solene die Errichtung der Solaranlage übernommen – viele E-Mails inkl. Fotos vom Fortschritt der Arbeiten, Telefonate und Videokonferenzen zwischen Deutschland und dem Senegal später war die Anlage fertig gestellt. Zusätzlich war Prof. Amsata Ndiaye von der Gaston Berger University in Saint Louis in unserem Auftrag mehrmals im Zuge der Bauüberwachung und schließlich auch für die Abnahme der Anlage vor Ort präsent. Sehr wichtig für den Projekterfolg waren aber auch die lokalen Ansprechpartner der Naturfreunde Rastatt, die das Umwelt- und Ausbildungszentrum schon von Beginn an unterstützen. So konnten unsere Projektleiter die Arbeiten vor Ort diesmal aus dem „Homeoffice“ heraus koordinieren, und auf dem Flachdach des Zentrums wurde schließlich die neueste PV-Anlage der Elektriker ohne Grenzen aufgebaut. Diese besteht aus 36 PV-Modulen mit einer installierten Leistung von 10 kWp und einem Batteriespeicher mit einer Speicherkapazität von 8 kWh.

Senegal, Saint Louis, 2020

Üblicherweise kann ein Projekt von uns erst dann realisiert werden, wenn eine umfassende Bedarfsanalyse durchgeführt wurde. Auf Basis des tatsächlichen Strombedarfs vor Ort planen unsere Projektleiter dann im Detail die Größe der Anlage. Die Elektriker ohne Grenzen sind jedoch nicht nur „herkömmliche“ gute Techniker. Zusätzlich prüfen und berücksichtigen wir als Akteur der internationalen Entwicklungszusammenarbeit die direkten und indirekten Auswirkungen des Projektes unter sozialen und kulturellen Aspekten.
Wenn absehbar ist, wie und wann die Finanzierung sichergestellt werden kann, schreiben wir die wesentlichen Komponenten aus, werten die Angebote aus, und beauftragen anschließend einen Lieferanten mit der Fertigung, z.B. von Solarmodulen.
Zeitlich muss alles exakt aufeinander abgestimmt werden: sobald wir wissen, wann die Lieferung erfolgt und das benötigte Material vor Ort sein wird, buchen unsere Projektleiter den Flug. Innerhalb von zwei bis vier Wochen bauen die Elektriker ohne Grenzen schließlich die Anlage auf und nehmen sie in Betrieb. Von zentraler Bedeutung ist für uns während der Umsetzungsphase auch stets die tatkräftige Unterstützung der Begünstigten und, soweit möglich, von Fachkräften vor Ort. Besonders wichtig ist am Ende unserer Arbeit die fachliche Abnahme der Anlage und die Übergabe an den künftigen Anlagenbetreuer. Dabei versuchen wir immer auch mindestens einen Mitarbeiter unserer lokalen Projektpartner einzubinden, um den Know-how Transfer und damit den langfristigen Betrieb der Anlage sowie die Wartung sicher zu stellen.

2020 standen wir nun plötzlich vor der Frage: Wie kann unser erstes Projekt im Senegal umgesetzt werden, wenn diesmal kein Projektleiter aus den Reihen der Elektriker ohne Grenzen in der kritischen Phase der Projektumsetzung, Inbetriebnahme und Abnahme vor Ort sein kann?

Zum Glück sind wir nicht alleine unterwegs, sondern arbeiten regelmäßig mit verschiedenen Akteuren der nationalen und internationalen Entwicklungshilfe zusammen. Auch bei dieser besonderen Herausforderung hat sich unser stets partnerschaftlicher Ansatz einmal mehr als Garant für die erfolgreiche Umsetzung eines Projektes erwiesen…

Unser herzlicher Dank gebührt an dieser Stelle allen Spendern und Förderern, darunter die Stiftung Nexans, die es uns überhaupt erst ermöglicht haben, dieses Projekt umzusetzen!

Dürfen wir auch künftig auf Ihre Unterstützung zählen oder möchten Sie mehr über uns und unsere Arbeit erfahren?

  • Derzeit prüfen wir weitere Projekte in Indien, Tansania, Bangladesch und im Kongo. Jede Spende mit dem Verwendungszweck „Projektarbeit“ hilft, um der Realisierung einen Schritt näher zu kommen.
  • Übrigens können Sie uns auch beim Einkaufen, z.B. im Online-Handel, unterstützen. Weitere Informationen und alle Links finden Sie auf unserer Webseite unter „Unterstützt uns“ im Bereich Charity Shopping.
  • Überdies können Sie unseren Verein auch durch eine Mitgliedschaft verstärken.
  • Gerne geben wir im Rahmen von Präsentationen und Veranstaltungen Einblicke in unsere Arbeit und unsere Projekte, natürlich auch virtuell – sprechen Sie uns an!

Wir freuen uns sehr, wenn Sie uns verbunden und wir in Kontakt bleiben. So können wir, wie immer mit viel Energie, die nächsten Projekte anpacken.

Herzliche Grüße im Namen des gesamten Teams der Elektriker ohne Grenzen,

Sylvain Volpp
1. Vorsitzender des Vereins